Lisa Wahlandt Trio mit „Hl.Bimbam…“ am 6.12.2023
Jazz zwischen Bossa und Trüffelbairisch
Weilheim – Begleitet von den fingerfertigen Münchner Musikern Andrea Hermenau am Flügel und von Sven Faller am Kontrabass, begann die aus dem Mühldorfer Gäu stammende Jazz-Chanteuse Lisa Wahlandt im Weilheimer Stadttheater zwar mit einem zart jazzigen Gesang, dies jedoch – ziemlich unerwartet – im Bairischen. Zur Adventszeit sang sie säuselnd den Wunsch „es waar no moi so staad, dass si goa nix rian daad“ (es wäre noch einmal so still, dass sich gar nichts rühren würde). Den Dialekt mit der eleganten Haltung einer Chanteuse und mit dem stimmlichen Hauch eines schwebenden Seidentuchs zu singen, das war etwas Neues: Das war nie gehörtes Trüffelbairisch!
Gefesselt lauschen die rund 80 Besucher, wie Wahlandt mühelos auf englischen Jazz-Modus umstellt („To imagine a King“), nur um dann beide Welten zu verbinden: „Tsch-k dum dej dej“, gibt sie einen inspiriert-schnellen Drive mit Mouth Percussion vor und singt fugenlos dazu – jetzt Hochdeutsch – ihre Eigenkomposition vom „Nikolaus“. Tolle Rhythmik, saftiger Text („zumindest rundlich!“) und hinreißende jazzige Rahmung, auch durch den prägnant-warmen Kontrabass.
Und als ob diese Wechsel noch nicht genügten, folgt der nächste Mega-Hüpferl – hin zum Brasilien des Jahres 1964, als Joao Gilberto einen Song über „o Pato“ (die Ente) schrieb. Mit stimmlich perfektem Girls of Ipanema-Anstrich interpretiert Lisa Wahlandt, und sie übergeht den Kontrast zum hiesigen Entenschicksal, sie erzählt nur den Bossa Nova-Traum vom Schwimmen im Meer und lässt einfach nur einen hintergründig-feinen Witz um ihre potenzielle Weihnachtsbraten-Songauswahl schweben.
Im zweiten Part streift Lisa Wahlandt auch die Grenzbereiche der vamp-haften Diseuse: einmal hochdeutsch in „Der Wunsch“ (nach „lange Beene wie die Marlene“) – ergänzt wiederum um jazzige Rhythmus-Silben –, dann englisch im berühmten „Santa Baby“, und siehe da: Die von Eartha Kitt bekannten Zeilen werden in der Stimme Wahlandts auf einmal so glasklar, dass sie, ohne an Luxusgirl-Chuzpe einzubüßen, buchstabengenau ins Ohr gehen.
Gewitzt dann die swingende, wiederum nahe am Samba gebaute Interpretation vom „Morgen Kinder wird’s was geben“, bevor in der Zugabe auch die stimmliche Rolle von Andrea Hermenau zum Tragen kommt.
Die geradezu artistisch-leichte Jonglage des Lisa Wahlandt-Trios zwischen Sprachen, Stilen und Haltungen, zwischen Herzensglühen und Jazzcoolness – sie war einfach inspirierend. ANDREAS BRETTING
Quellenangabe: Weilheimer Tagblatt vom 12.12.2023, Seite 35